Impressionen aus Binzen

Laurentiuskirche, Im Freihof

Die heutige Laurentiuskirche wurde 1822-1824 an der Stelle der früheren Kirche erbaut. Diese hochgelegene Kirche, die inmitten eines Friedhofes stand, wird erstmalig 807 in einer Urkunde als „Basilica Sancti Laurentii zu Binzheim“ erwähnt. Wie lange diese älteste Kirche stand, ist nicht überliefert. Vermutlich wurde sie durch einen gotischen Bau ersetzt, der bis zum Jahre 1822 stand.
Über den baulichen Zustand dieser Kirche berichten 1618 zwei bischöfliche Gesandte: Sie sei „so ein altes Wesen, dass es menschlich Gedächtnis überschreiten möge“. Zu einem Neubau kam es jedoch wegen des Dreißigjährigen Krieges nicht. 1660 wurde die Kirche im Inneren vollständig renoviert. Aber bereits 1716 wurde über unhaltbare bauliche Zustände geklagt. So kam es 1718 zu einer erneuten Renovation. 1771 war der Dachstuhl so baufällig, dass er festgebunden werden musste. 1790 beschloss man einen Neubau der Kirche, doch die napoleonischen Kriege ab 1792 verhinderten den Bau.  Die Pläne wurden erst nach dem Ende des Wiener Kongresses von 1815 wieder aufgenommen.
1822 begann man mit dem Abbruch. Nur der Turm blieb stehen. Dort befindet sich im zweiten Turmgeschoss eine Rundbogentür mit Flechtornament, die auf ein hohes Alter schließen lässt. Diese ist allerdings durch die davorstehende Orgel verdeckt.
Im Oktober 1822 feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung für die neue Kirche. Sie wurde im Stil des großherzoglichen Baumeisters und Karlsruher Stadtplaners Friedrich Weinbrenner errichtet. Sein an klaren und einfachen Formen der Antike orientierter klassizistischer Stil war ein Gegenentwurf zum verschwenderischen Barock und Rokoko.
Der Chorraum wurde beim Neubau um 180° nach Westen gedreht und durch den Turm ein neuer Ausgang nach Osten geschaffen. Die beiden Grabdenkmäler von 1733 und 1734 wurden dabei links und rechts der geräumigen Eingangshalle untergebracht. Sie sind dem Vogt Johann Eckenstein und seiner Ehefrau Maria gewidmet. Der Grundriss entspricht einem rechteckigen Langhaus mit Satteldach. Das helle Langhaus wird von der umlaufenden offenen Empore dominiert. Die Orgel von 1758 wurde in die neue Kirche wiedereingesetzt.
Nach eineinhalb-jähriger Bauzeit erfolgte am 23. Mai 1824, dem Sonntag Rogate, die feierliche Einweihung der neuen Kirche. Sie ist das bedeutendste und sichtbarste historische Gebäude der Gemeinde und noch immer die größte Dorfkirche Südbadens. Der zu klein gewordene Friedhof wurde anlässlich des Neubaus an die heutige Stelle verlegt.
1886 wurde die bis heute erhaltene neue Walcker-Orgel angeschafft. Diese wurde 2019 saniert, diese Sanierung wurde vollständig durch Spenden und Zuschüsse finanziert.
Sowohl 1917 als auch 1942 wurden die jeweils vorhandenen Bronzeglocken – bis auf die noch heute erhaltene Fis-Glocke von 1787 - zu Kriegszwecken eingeschmolzen.
Das Kruzifix links im Altarraum stammt aus dem Jahr 1718, es stammt von einem Holzschnitzer aus Arlesheim.  Das Altarkreuz aus dem Jahr 1947, das den Namen „Mehlkreuz“ wohl wegen seiner Entstehung in der Nachkriegszeit trägt, steht heute in der Laurentiuskapelle.
1991 wurde die Kirche nach der letzten Außenrenovierung von 1969 erneut renoviert und das Dach saniert. 1999 wurde die älteste Bronzeglocke von 1702 entdeckt und als Taufglöckchen installiert. 2002 erhielt die Kirche drei neue Glocken als Schenkung, die alten Stahlgussglocken von 1949 gingen an die Kirche in Togo.
2004/2005 erfolgte die komplette Innenrenovierung im Weinbrennerstil. Dabei wurde auch der Altar neugestaltet. Entfernt zur Restauration wurden dabei die beiden Goldfahnen, textile Kunstwerke der Künstlerin Gerta Haller, die sich seit 1987 in der Kirche befanden. Im Jahre 2012 wurden sie wieder aufgehängt und am Palmsonntag im Gottesdienst präsentiert.
Die Kirchenbänke im Innenraum wurden bei der Renovierung 2005 durch Stühle ersetzt. Die Kirche verfügt nun auch über einen barrierefreien Zugang.

  • Gemeindeverwaltung Binzen
  • Am Rathausplatz 6
  • 79589 Binzen
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