Impressionen aus Binzen

Mühlenstraße 2 "Stapflehus"

Das „Stapflehus“ zu Binzen steht zentral und markant im Ortszentrum an der Ecke Hauptstraße/Mühlenstraße. Die „Geburtsstunde“ dieses Hauses ist leider nicht exakt nachvollziehbar. Dem Baustil nach wurde das Anwesen in der Mitte des 15. Jahr-hunderts erbaut.
Zu jener Zeit gab es noch das Wasserschloss zu Binzen, damals Sitz des Vogts des Bischofs zu Basel, welcher die Rechte am Zehnten innehatte. Allerdings erhoben auch die Röttler – damals Erzfeinde des Bischofs - das Recht auf den Zehnten in Binzen. Entsprechend wurde Georg Fünfschilling als Vogt eingesetzt und das Stapflehus wurde als Vogtshaus in Sichtweise des Wasserschlosses als herrschaftliches Anwesen gebaut. Die „Stapfle“ – also der Treppengiebel diente entsprechend als Statussymbol und sollte die Kontrahenten beeindrucken und Machtansprüche untermauern.
Die Fenster dieses historischen Gebäudes haben allesamt unterschiedliche Maße, was auf die verschiedenen Funktionen der jeweiligen Räume schließen lässt. So sind die Fenster des heutigen Wohnzimmers sehr viel größer dimensioniert, als alle anderen Fenster und außerdem zeigen die Fensterrahmen Elemente gotischen Baustils, was die Einschätzung der Erbauungszeit bestätigt. Früher wurde dieser sogenannte „Saal“ als Speisezimmer bzw. Versammlungszimmer genutzt. Die Bruch-steinmauern des Hauses sind an der Basis bis zu einem Meter dick. Fundament gibt es keines, das Gebäude steht in der Erde. Die gesamte Last des Hauses liegt auf den Außenmauern und auf einer sehr dicken Eichenstütze, die in der Mitte des Hauses steht. Der ehemals als „Hanfkeller“ genutzte „Halbkeller“ beherbergt heute den selbst erzeugten Wein. Wie eigentlich alle historischen Keller in Kandernähe ist der Keller nur etwa einen Meter unter der Erdoberfläche, entsprechend liegt das Erdgeschoss etwas erhöht. Der gestampfte Lehmboden hat sich bei Hochwasser-ereignissen als intelligente Lösung gezeigt und gibt dem Weinkeller auch heute noch das richtige Klima.
Bis 1974 wurde auf dem Anwesen eine gemischte, für das Markgräflerland typische, Vollerwerbs-Landwirtschaft betrieben. Kleine Viehmengen, Ackerwirtschaft, Wein- und Obstanbau und eine Schnapsbrennerei waren typische Elemente einer Bauernfamilie, die das Leben in Binzen viele Jahrhunderte lang geprägt haben. Nach 1974 wurde weiter Wein und Schnaps im Nebenerwerb hergestellt, bevor dann im Jahre 2013 das Stapflehus-Lädeli eröffnet und die Landwirtschaft wieder ausgebaut wurde. Heute werden zahlreiche Produkte aus meist alten Obst- und Gemüsesorten selbst hergestellt und veredelt, auf eigenen, sehr kleinteiligen und naturnah bewirtschafteten Flächen. Vor allem das Schnapsbrennen hat in diesem Hause eine lange Tradition. Seit mindestens fünf Generationen wird Schnaps gebrannt und das Wissen und die Erfahrung rund um die Destillation weitergegeben.
Zwischenzeitlich fungierte das Haus unter anderem auch einmal als Binzener Schulhaus. Das denkmalgeschützte Haus ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Krumm – Itzin.

  • Gemeindeverwaltung Binzen
  • Am Rathausplatz 6
  • 79589 Binzen
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