Dreispitz in Binzen
Modell einer Musterlösung
Heute ist der Dreispitz zu einem regionalen Begriff für die zukunftsorientierte Ansiedlung von Handel und Gewerbe geworden. Eine großzügige und durchdachte Planung hat sowohl im Gewerbegebiet „Steglinsmatten“, nördlich der B 3, als auch im Gewerbepark Dreiländereck den Betrieben optimale Standorte und sichere Entwicklungsmöglichkeiten gebracht. Standortgutachten führender Beratungsunternehmen haben ausnahmslos die Top-Lage dieses Gewerbegebietes festgestellt und Binzen damit zu einer der attraktivsten Unternehmensadressen in der Region werden lassen. Der erste, der die „strategisch günstige“ Lage vor den Toren Binzens mit den daraus resultierenden guten Verkehrsbedingungen auf Straße und Schiene erkannte, war Ende der 1950er Jahre Werner Glatt, der bis dahin in Haltingen einen Apparatebau betrieb. Er erwarb 1959 die „Bühl“- oder „Wannermühle“, die sich in einem baulich schlechten Zustand befand, und richtete in den Wirtschaftsgebäuden eine Blechverarbeitung und Ofenrohrfabrikation ein. Im ehemaligen Hühnerhaus wurden die ersten elektrischen Anlagen und Schaltschränke zusammengebaut. Damit war bereits der Grundstein gelegt für die Beschäftigung mit der Wirbelschichttechnik, in der das Unternehmen schon ein Jahrzehnt später zu den führenden Betrieben weltweit zählen sollte. Und die rasante Entwicklung hat sich bis heute fortgesetzt. Im Jahr 2004 konnte die Firma Glatt in bester Verfassung das 50-jährige Jubiläum feiern. In der Festschrift hat Prof. Dr. Hans Leuenberger von der Universität Basel ausgeführt. Wer irgendwo in der Welt eine Pharmaproduktion besucht, trifft mit Sicherheit eine Anlage, welche den Namen „Glatt“ trägt. Dies illustriert mit einem Satz die einzigartige Erfolgsgeschichte der Firma Glatt, des Firmengründer Werner Glatt und seiner engsten Mitarbeiter. Aus der kleinen Firma in Binzen, welche ursprünglich im Ofenrohrbau tätig war, ist in den vergangenen 50 Jahren ein weltweit hochangesehenes Unternehmen im Life-Science Anlagenbau geworden. Aus bescheidenen Anfängen ist eine Firmengruppe entstanden, welche nicht nur die wichtigste Zulieferfirma der Pharmaindustrie für verfahrenstechnische Anlagen bei der Entwicklung und Herstellung von festen Arzneiformen ist, sondern ein breites Umfeld von verwandten Aktivitäten abdeckt. Dazu gehören unter anderem die Planung und Errichtung von pharmazeutischen, chemischen und agrochemischen Produktionsanlagen, die Herstellung von Pellets als Zwischenprodukte für die pharmazeutische und kosmetische Industrie, die Validierung von Prozessen und verfahrenstechnischen Anlagen, die Entwicklung von Produkten und Verfahren, ein spezielles Schulungszentrum etc. Es erstaunt deshalb nicht, dass Werner Glatt als Unternehmer eine Reihe von bedeutsamen Auszeichnungen erhalten hat." Derzeit sind bei Glatt in Binzen rund 340 Personen beschäftigt, mit der Schwesterfirma in der Schweiz und den Tochtergesellschaften in Spanien, Frankreich, Großbritannien, USA und Japan und seit 1990 auch in Thüringen und Sachsen sind weltweit mehr als 1500 Personen für die Glatt-Gruppe tätig. Das Gewerbegebiet „Steglinsmatten“ am Dreispitz umfasst knapp zehn Hektar. Erster Betrieb im Bereich des neu erschlossenen Gebietes war - in unmittelbarer Nachbarschaft zur Firma Glatt - die Weiler Büroartikel- und Büromaschinenfirma Resin, die zum 1. Juli 1983 eröffnete und bereits sieben Jahre später mit einem großen Erweiterungsbau Zeugnis für eine erfolgreiche Geschäftspolitik ablegte. Aus dem „Ein-Mann-Betrieb“ des Firmengründers Friedrich Resin ist mit knapp 200 Beschäftigten in Binzen und Freiburg ein führendes Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Bürowirtschaft in Südbaden geworden. Nach den Firmen Glatt und Resin haben sich weitere namhafte Betriebe am Dreispitz angesiedelt, die einen attraktiven Angebotsquerschnitt bieten. Die Firmen Decopoint (Fachmarkt für Raumausstattung), Baby One (Fachmarkt für Kinder- und Säuglingsbedarf), Fressnapf (Fachmarkt für Haustierbedarf), Mertens (Layout-Büro, IT-Service, Folienverarbeitung), Walliser (Feinmechanik, Werkzeuge und Maschinenbau), Apiras (Computersoft- und Hardware), Jahn (Schreinerei), Reisser (Sanitärhandel), Baier Stefan (Handel mit Fliesen und Naturstein), Wenk (Schweißtechnik), Lang (Motorräder und Zubehör), Boller (Handel mit Wintergärten) und MEGA-Küchenmarkt sind gut eingeführt und haben Leben in das erste zusammenhängende Binzener Gewerbegebiet gebracht. Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Bürgermeisters Ulrich May und seines Gemeinderates stand seit 1989 das Bemühen um die Entwicklung des Gewerbeparks Dreiländereck vor den Toren Binzens an den Grenzen zu Haltingen und Eimeldingen. In oft mühevollen Verhandlungen wurden 1990 und 1991 nahezu alle Grundstücke für die Gemeinde erworben, um so eine Konzeption „aus einem Guss“ zu ermöglichen, wie sie dem Gemeinderat für das 14 Hektar große Areal sinnvoll schien. Zusammen mit der Stadt Weil am Rhein, die sich in diesem Fall als „Juniorpartner“ mit Binzen zusammentat, wurde ein Konzept entwickelt, das der ursprünglichen Konzeption des Bebauungsplanes aus dem Jahre 1989 weitgehend treu blieb. Durch eine so genannte „Negativliste“ wurden von vornherein alle Umwelt belastenden und störenden Betriebe ausgeschlossen. Ein großzügig bemessener Begrünungsplan regelt die Auflockerung des Gebietes bis hin zum Pflanzgebot für einheimische Laubbäume, so dass jeder Interessent von der Attraktivität des Gebietes für sich, seine Mitarbeiter und vor allen Dingen für die Kunden überzeugt sein kann. Nachdem am 20. November 1992 der erste Spatenstich erfolgt war, wurde mit der Ansiedlung des Hornbach-Großmarktes für Bau- und Gartenbedarf ein bedeutsamer Akzent für die Gewerbeentwicklung in diesem neuen Gebiet gesetzt. Das Bau- und Gartenmarkt ist seit seiner Eröffnung am 30.11.1994 zu einem Magneten für die Käufer aus dem gesamten Dreiländereck geworden. Danach ging es Schlag auf Schlag: 1995 eröffneten die Firmen Bernd und Peter Winterhalter ihren Rollladen- und Fensterbau, der Brotz „Mega-Möbel-SB-Markt“ zog ein Jahr später die ersten Kunden an und „Autoteile-Rempp“ schloss eine Versorgungslücke für die Automobilisten in der Region. Mit einer gelungenen Architektur und einem ganz besonderen Angebot trat die Firma „Sinotex“ auf den Plan. Sie handelte mit Seidenprodukten und belieferte von ihrem Logistikzentrum in Binzen aus Kunden in ganz Europa. Nach einigen Jahren gab Sinotex indes den Standort Binzen wieder auf. Das Firmengebäude beherbergt jetzt ein Schulungs- und Seminarzentrum der Firma Glatt. Ende 1999 folgte eine Einweihung der anderen: Der Stiefvater Linien- und Omnibusbetrieb zog den Endspurt an, danach erregte das inzwischen wieder aufgegebene Porsche-Zentrum mit einer bemerkenswerten Konstruktion großes Aufsehen. Die Firma Präzonik fand für die Produktion ihrer hochwertigen Maschinen und mechanischer Präzisionsteile einen idealen Standort im Gewerbepark. 2000 und 2001 schritten Planungen und Realisierungen weiterer bedeutender Gewerbeansiedlungen weiter voran. Das Peugeot-Autohaus Golz, das durch bundesweit beste Verkaufserfolge von sich reden machte, errichtete ein Autohaus mit angeschlossenem Dienstleistungszentrum, das neben dem TÜV und einem Sachverständigenbüro eine moderne Waschanlage und ein Asia-Restaurant beinhaltet. Die renommierte Firma Vascomed produziert und verkauft Spitzentechnik aus dem klinisch-medizinischen, insbesondere dem kardiologischen Bereich. Im November 2002 etablierte sich das Autohaus Dreiländereck als einer der modernsten Audi-Exklusivbetriebe der Region. Die an einen Flugzeughangar angelehnte Konzeption des Neubaus bereichert die Beispiele gelungener Architektur im Gewerbepark. Als ganz besonderer Erfolg der kommunalen Binzener Gewerbepolitik kann die Ansiedlung des Pharma-Service-Centers der Faller-Gruppe Waldkirch gewertet werden. Der im Dezember 2003 eingeweihte Neubau in Binzen produziert vorrangig das vielgestaltige Verpackungssortiment der internationalen Pharmaindustrie aus. Neu dabei ist, dass die Faller-Kunden ihre speziellen Faltschachteln, Beipackzettel und Etiketten nicht wie bisher bei drei verschiedenen Lieferanten bestellen müssen, sondern es nur noch mit einem Partner zu tun haben. Auch der von grünem Industrieglas ummantelte Beton-Baukörper des Faller-Betriebs setzt architektonische Maßstäbe und eine ausgeklügelte kybernetische Bauweise ermöglicht einen außerordentlich energiesparenden Betrieb. Mit 200 Arbeitsplätzen ist die Firma zweitgrößter Arbeitgeber in Binzen. Inzwischen hat die Hornbach AG dem Binzener Baumarkt noch einen Baustoff-Markt im Drive-in-System auf dem 4.600 Quadratmeter großen Nachbargrundstück angegliedert. Nach Aufgabe des Porsche-Zentrums integrierte 2007 die neu etablierte Firma ASAG (Auto-Service-AG) das Firmengebäude in ihr Autohaus Dreiländereck und brachte die Marken VW und Skoda an den Dreispitz. Auf dem letzten noch freien Gemarkungszipfel an der Grenze zu Eimeldingen und in Nachbarschaft des Busunternehmers Stiefvater siedelten sich zwei Lebensmittel-Großhändler an. Die Firma Koch vertreibt Molkereiprodukte, die Firma Walliser Obst und Gemüse. Die Erweiterung des Gewerbeparks in Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Weil am Rhein wurde 2005 in die Wege geleitet und die Erschließung bis Ende 2008 abgeschlossen. In dem Bebauungsplanverfahren waren viele schwierige Fragen zu berücksichtigen, wie beispielsweise Nordwest-Umfahrung Haltingen, Regio-S-Bahn, viergleisiger Ausbau der Deutschen Bundesbahn. Der Bebauungsplan wurde am 03.11.2004 rechtskräftig. Er ermöglichte eine bauliche Erweiterung um 14 Hektar, von denen 4,5 Hektar der Gemeinde Binzen gehören. Im Frühherbst 2008 eröffnete hier ein weiteres Autohaus, die Firma Gottstein mit der ganzen Modellpalette des BMW- und Mini-Programms. Und im Herbst 2009 eröffnete auf dem Nachbargrundstück das Fitness-Center Josko seinen Neubau, desssen Ausstattung, Konzept und Raumgliederung als bundesweit modellhaft gilt. Parallel mit der Ansiedlung dieser beiden Vorzeigeunternehmen zwischen Landstraße 134 und der Schienentrasse der Kandertalbahn erfolgte auch deren optimierte Verkehrserschließung durch den Bau eines beschrankten Bahnübergangs, einschließlich Ampel, womit eine direkte Verbindung zum Gewerbepark auf der anderen Seite des Gleiskörpers geschaffen wurde. Rund eine halbe Million Euro investierte der Zweckverband für diese Anlage. Und die Entwicklung geht zielstrebig weiter. Als letztes Binzener Gewerbegrundstück wurde das Areal im Verzweigungsbereich von Bundes- und Landstraße in unmittelbarer Nachbarschaft des Dreispitz-Monuments europaweit für die Ansiedlung eines Möbelmarktes des dritten Preissegments ausgeschrieben. Vier Bewerbungen liegen inzwischen vor. Nach deren Prüfung wird der Gemeinderat noch im Jahr 2010 dem Interessenten mit dem für Binzen günstigsten Angebots- und Service-Profil den Zuschlag erteilen. Ein Blick zurück: Für die Gemeinde bedeutete der Erwerb der Grundstücke, deren Erschließung und die Vermarktung einen großen Kraftakt, der jedoch im Hinblick auf die erwartete Schaffung von vielen Hundert Arbeitsplätzen und die langfristige Verbesserung der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde gerechtfertigt war. Die Gemeinde hatte keinen Quadratmeter Land in diesem Gebiet. 43 Grundstücke mit 14 Hektar wurden aufgekauft und erschlossen. Dies erforderte Investitionen von insgesamt 10 Millionen Euro. Das unternehmerische Risiko hat sich gelohnt, wie Bürgermeister Ulrich May zuletzt bei der Neujahrsansprache 2008 feststellen konnte. Im Gewerbepark Dreiländereck wurden rund 800 Arbeitsplätze geschaffen, in Binzen insgesamt gibt es 1.550 Arbeitsplätze. Auch bei einer abflachenden Konjunktur zeigt sich, dass Binzen aufgrund seiner äußerst günstigen Lage im Herzen des Dreiländerecks große Attraktivität für Handel und Gewerbe besitzt. Außerdem wurde durch den Gewerbepark die finanzielle Situation der Gemeinde nachhaltig verbessert. Die Weichen sind gestellt, der Zug fährt in die richtige Richtung.