Brunnen in Binzen
Brunnen
- Schmuckstücke eines Dorfes
Schmuckstücke eines jeden Dorfes, namentlich in der Markgrafschaft, sind die historischen Brunnen, die auf Plätzen, an Straßenzusammenführungen oder in Verbindung mit staatlichen, privaten und öffentlichen Bauten ein besonderes Stück Ortsgeschichte darstellen. Das Thema Wasser ist daher auch in Binzen seit jeher ein ganz wesentliches Thema. Natürlich wurde die Siedlung aufgrund der Nähe zum Wasser an der Kander gegründet. Im Laufe der Zeit entstanden 4 Mühlen, die auf die Wasserkraft des Baches angewiesen waren. In und um Binzen gibt es aber auch zahlreiche Quellen, die den Wasserreichtum der Gemeinde belegen. Die relativ vielen Mühlen waren somit auch Zeichen des vielfältigen Anbaus der Feldfrüchte, die bis heute Abbild des fruchtbaren Ackerlandes sind. Es gab allerdings auch immer wieder, teils verheerende, Hochwasser Ereignisse, die im Jahr 1882 zur Gründung einer Wasserwehr führten. Immerhin 72 Mann gehörten dieser Wehr an, die mit 8 Pferdegespannen, Pfählen, Körben und sonstigen Werkzeugen ausgestattet war. Die Wasserwehr gab es bis zur grossen Kander-Begradigung bis ins Jahr 1980, danach verlor der Bach den Hochwasser- Schrecken und die freiwillige Feuerwehr übernahm die Aufgaben der Wasserwehr. Die Brunnen sind heute, wo Wasserknappheit wieder vermehrt ein Thema wird, Ausdruck des Wasserreichtums der Gemeinde. Das alljährliche Brunnenschmücken ist traditionell Ausdruck der Wertschätzung der Dorfgemeinschaft gegenüber dem lebensspendenden Wasser. Noch immer kümmern sich Anwohner der Brunnen um die Blumen und um die Reinigung der Tröge. Im Jahr 1794 wurde erwähnt, dass Binzen auch «bei stärkster Tröckne, auch wenn alle anderen Orte längst Wassermangel hatten, immer Bronnenwasser überflüssig hatte». Im Jahr 1856 einigte sich Binzen mit der Nachbargemeinde Eimeldingen und gab das Gelände in und um den Brunnacker Brunnen inmitten der heutigen Rebflächen gegen eine Entschädigung von 400 Gulden ab. Eimeldingen hatte nur 2 Brunnen im Dorf und war somit froh, dass dieser Brunnen, für das Nachbardorf entbehrlich, erworben werden konnte. Heute dient eine Nebenquelle den Landwirten aus Eimeldingen und Binzen noch immer als Wasserquelle. Der Klimawandel zeigt wie wichtig Wasser ist, und mehrere trockene Jahre haben deutlich gemacht wie sehr unser Wohlstand vom Wasser abhängig ist. Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass Wasser unbegrenzt verfügbar ist. Vor 1753 liefen in Binzen wohl nur zwei Brunnen: Der „Schlossbrunnen“ (um 1672), später 1832 Sodbrunnen genannt und der Schachtbrunnen im Freihof, ein Ziehbrunnen, dessen Brunnenschacht bis zum Grundwasserspiegel abgeteuft (einen Schacht in die Tiefe bauen) und meist mit trocken geschichteten Bruchsteinen oder Kieseln ausgekleidet ist. Der Sodbrunnen benötigt eine Hebevorrichtung, mit deren Hilfe das Wasser an die Oberfläche befördert wird. Dieser Brunnen im Freihof, das „Lindebrünnli“, existiert schon längere Zeit nicht mehr. Ebenfalls verschwunden ist der „Hügel-Brunnen“, der am Ende der Koppengasse stand. Er wurde im Zweiten Weltkrieg aufgelassen und verschwand, da seine Quellen versiegt waren. Sein Trog zeigte die Jahreszahl 1831 und die Initialen „BZ – UG – GRW“ (wie beim Winkelbrunnen!)
Aktuell hat Binzen sechs Brunnen:
- Der Platzbrunnen auf dem Dorfplatz vor dem Rathaus
- Der Ochsenbrunnen gegenüber des Gasthauses "Ochsen"
- Der Schwanenbrunnen gegenüber des Gasthauses "Schwanen"
- Der Laise-Brunnen am Eingang zur Webergasse
- Der Schmiedbrunnen in der Koppengasse an der Ecke zum Steinbrunnenweg
- Der Winkelbrunnen in der Mühlenstraße an der Ecke zur Straße Im Winkel
Platzbrunnen auf dem Dorfplatz
Mitten auf dem Dorfplatz, der früher zeitweise auch zur Abhaltung von Märkten diente, steht der „Platzbrunnen“. Neuerdings hört man auch oft den naheliegenden Namen „Rathausbrunnen“. Der Brunnen steht im Zentrum der Ortsmitte und ist sicher auch eine Bereicherung nach der Umgestaltung dieses Bereiches. Der Platzbrunnen war schon vor über 200 Jahren einer der drei laufenden Brunnen im Dorf und diente sowohl der benachbarten basel-bischöflichen Trotte wie lange Zeit auch Menschen und Vieh am Herbergsweg und am Kirchweg. Seinem großen Trog und Brunnenstock fehlen die üblichen Daten und Initialen. Nach ihrer Gestalt stehen sie seit etwas 150 Jahren an dem Ort, der vorübergehend etwa 50 Jahre seit 1769 „Marktplatz“ hieß, als Binzen das Marktrecht genossen hat. Noch bis in die zwanziger Jahre diente der Platzbrunnen auch als „Eichbrunnen“. Die im Weinbau, in der Gastwirtschaft und im Handel benötigten Gefäße wurden vom örtlichen Eichmeister überprüft, der die dafür benötigten Werkzeuge aus Messing zweckmäßigerweise gleich an Ort und Stelle in einem extra dafür errichteten Kästchen am Brunnenrand aufbewahrte. Dieses „Eichhäuschen“, das vorne am Ablauf auf einem Steinsockels stand, bestand aus Blech. Darin waren die Eichgefäße aus Messing untergebracht. Jedes neue Fass und „Büggi“ (Tragbütte) wurden mit dem Eichmaß mit Wasser gefüllt und so gemessen. Das Maß wurde mit dem Eichstempel auf die Stirnseite des Gefäßes gebrannt. Eichmeister war jeweils ein einheimischer Küfermeister.