Impressionen aus Binzen

Laurentiuskirche

Wenn auch die frühe Baugeschichte der „Basilica Sancti Laurentii“ im Dunkeln liegt, lässt doch diese erstmalige urkundliche Erwähnung im Jahr 807 – und damit nur 40 Jahre nach dem „Geburtseintrag“ der Gemeinde selbst – darauf schließen, dass bereits um diese Zeit ein massives, aus Stein errichtetes Gotteshaus vorhanden gewesen sein muss. Dies ist um so bemerkenswerter, als die Christianisierung unserer Raumschaft überhaupt erst im siebten Jahrhundert begonnen hatte und Binzen damit wohl zu den ersten Stützpunkten der schottischen Mönche zählte, die von hier aus dem harten Geschäft der Bekehrung der Alemannen nachging.

Auch die Einführung der Reformation erfolgte bei uns schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt, denn 1556 bereits hatte Markgraf Karl II. von Baden-Durlach entsprechend den Ausführungen des Augsburger Religionsfrieden (1955) für sich und seine Untertanen den übertritt zum protestantischen Glauben vollzogen.

Was aus jener Zeit über die Kirche und ihren baulichen Zustand überliefert ist, ergibt ein trostloses Bild, das schließlich auch bei der bischöflichen und weltlichen Obrigkeit die Erkenntnis förderte, dass mit diesem Gotteshaus nicht mehr viel Staat, oder besser gesagt: Kirche zu machen sei. So war zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Neubau erstmals in greifbare Nähe gerückt.

Der gerade jetzt ausbrechende Dreißigjährige Krieg machte alle Hoffnungen zunichte. Die unvorstellbaren Verheerungen und Wirrnisse jeder Zeit ließen nun nicht mehr an die Errichtung einer neuen Kirche denken, zu sehr hatte besonders das Markgräflerland unter den Schrecken dieses Religions- und Bürgerkrieges geblutet.

So mussten 1606 und 1718 weitere Renovationen an die Stelle des notwendigen Neubaus treten, ehe in einer gewaltigen, gemeinsamen Kraftanstrengung 1822 – 1824 „Nägel mit Köpfen“ gemacht werden konnten:

Die alte Kirche – mit Ausnahme des Turms – wurde abgerissen und nach Plänen des badischen Baumeisters Friedrich Weinbrenner, der einer ganzen Bauepoche seinen Namen gab, wieder aufgebaut. Seit ihrer festlichen Einweihung am 23. Mai 1824 hat die Kirche bis zur vollständigen Innen- und Außenrenovation 1959 und 1967 die bewegte Zeit nahezu unverändert überdauert.

Mit den zuletzt genannten Maßnahmen wurden die vorläufig letzten Seiten der Kirchenbaugeschichte zu Binzen beschrieben. Die schon vor dem Zweiten Weltkrieg erwünschte, dann aber erst 1959 realisierbare Innenrenovierung beinhaltete zugleich wichtige und raumgewinnende Umbauten.

So wurde der hintere Teil des Kirchenschiffes abgetrennt, damit dort die Sakristei und ein Konfirmandenraum zur Linken, die Heizung und ein Raum für den Kirchendiener zur Rechten Platz finden konnten. Der Altarraum wurde vollständig umgewandelt, indem man ihn um einige Stufen erhöhte und die „kleine Kanzel“ einrichtete. Damit verringerte sich der frühere Abstand zwischen Pfarrer und Gemeinde während der Predigt erheblich. Der Taufstein befindet sich jetzt unter der südlichen Empore. Die bis zur Renovation noch regelmäßig benutzte hohe Kanzel an der westlichen Stirnseite dient jetzt in erster Linie zu deren Verschönerung und gelegentlich als Kulisse bei Weihnachtsspielen für den effektvollen Auftritt der „himmlischen Heerscharen“.

Mit den aus der alten Kirche geretteten Grabtafelnder 1733 und 1734 verstorbenen Eheleuten Johann und Maria Eckenstein-Gräßlin, die an der Weinbrennerkirche 1824 zuerst an der Außenwand angebracht und deshalb starker Verwitterung ausgesetzt waren, besitzt die Binzener Kirche zwei wertvolle, schöne Kleinodien, die nun in einwandfrei restauriertem Zustand die Wände des Kirchenvorraumes zieren.

Neben der Kirche steht der Gemeinde seit 1964 das anstelle der abgerissenen Pfarrscheune errichtete Gemeindehaus zur Verfügung, das 1985 umgebaut und erweitert wurde. Ein Jahr später wurde ein Nebenraum der Laurentiussakristei als kleiner Gottesdienstraum, zum Beispiel für Tauf- und Familiengottesdienste, umgewidmet.

Seit dem 1. Januar 1989 sind aus der bisherigen „Kirchengemeinde Binzen“ zwei Gemeinden geworden: Der Evangelische Oberkirchenrat in Karlsruhe ist dem Wunsch aus Rümmingen gefolgt, und hat die „Kirchengemeinde Rümmingen“ zu diesem Datum in die Selbständigkeit entlassen. Auf einen eigenen Pfarrer allerdings, so war non der Kirchenbehörde zu hören – dürfen die Christen im Nachbarort in absehbarer Zeit nicht hoffen, die Gemeindegröße zum einen und die kirchlichen Finanzen zum anderen ließen dies nicht zu.

Nach der letzten großen Innenrenovierung der Kirche in den 60er Jahren wurden in den vergangenen fünf Jahren wesentliche bauliche Veränderungen vorgenommen, die zum Teil noch nicht abgeschlossen sind.

So wurde vor der Jahrtausendwende das gesamte Kirchendach neu gedeckt und bei dieser Gelegenheit auch die Fassade neu gestrichen.

Im Jahr 2002 gelang es durch die großzügige Spende von Hermann F. Huegel die zwei 1949 angeschafften Stahlgussglocken in den Tönen a’ und h’ durch Bronzenglocken zu ersetzen. Zu der bereits vorhandenen bronzenen Fis’ – Glocke von 1787 kam auch noch eine neue vierte Glocke mit dem Ton d’’.

Anlässlich des Einbaus einer neuen Heizung konnte in 2003 durch Mithilfe einiger Örtlicher Betriebe und viel Eigenleistung die Sakristei neu ausgebaut und eine Toilette eingebaut werden.

Seit 2004 ist nun nach 40 Jahren wieder die Renovation des Innenraumes in Arbeit. Unter der Bauleitung des Staatlichen Hochbauamtes wird der Altarbereich wieder durch die ursprünglich eine Stufe vom Kirchenschiff abgetrennt. Altar und Ambo werden neu aus Holz gestaltet und beweglich gehalten. Die Kirchenbänke werden durch Stühle ersetzt und der gesamte Boden erhält neue Fließen.

Die Emporen, wie auch die Treppenaufgänge werden restauriert, Elektrik und Beschallung wird heutigen Maßstäben angepasst. Die Farbgebung soll die Zeit Weinbrenners wieder neu beleben.

  • Gemeindeverwaltung Binzen
  • Am Rathausplatz 6
  • 79589 Binzen
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