Impressionen aus Binzen

Binzen - ein Teil des Markgräflerlandes

Die Ortsangabe „Binzen“ wird nicht selten mit dem Zusatz “im Markgräflerland“ versehen, was (heute) nicht nur eine geographische Zuordnung bedeutet, sondern auch ein Stück Lebensgefühl beinhaltet sowie einen erweiterten, vor allem kulturellen Heimatbegriff.

Dabei ist dieses Gebilde zwischen Freiburg, Basel, Schliengen, Kandern und Schopfheim gar nicht einfach zu beschreiben. Seine frühe Geschichte liegt weitgehend im Dunkeln. Erst eine spätere “Geburtsurkunde“ kündet von der Entstehung dieses wunderbaren Landstrichs, der häufig als die “Toskana Deutschlands“ bezeichnet wird.

Seine historischen Anfänge sind sicher an dem Herrschergeschlecht festzumachen, das im Mittelalter unsere Region geprägt hat: die Herren von Rötteln. Im Jahre1102 werden sie - zum ersten Mal - mit Dietrich von Rötteln urkundlich erwähnt, woher sie kommen bleibt unklar. Historiker vermuten ihren Ursprung im schweizerischen Thurgau. Neben ihrer weltlicher Macht spielen die Röttler auch im kirchlichen Bereich eine wichtige Rolle. In den Bistümern Basel und Konstanz verfügen sie über großen Einfluss, in Basel stellen sie sogar mehrere Bischöfe.

Blick auf Binzen im Markgräflerland
Blick auf Binzen

Die Herrschaft dauert indes nur sechs Generationen, mit Walter III stirbt 1310 “der Letzte von Rötteln“ in gerader Linie kinderlos. Durch Schenkung und Heirat gehen die Besitztümer auf die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg über, die ihren Sitz auf der um 1240 errichteten und wohl eher unwirtlichen Sausenburg oberhalb Kanderns haben. Folgerichtig ziehen sie 1315 ins Wiesental um und erweitern ihre neue Residenz in der Folgezeit großzügig.

Das große oberrheinische Erdbeben von 1356 beschädigt jedoch auch die Burg Rötteln so schwer, dass umfangreiche Wiederaufbauarbeiten notwendig werden. Das einfache Wappen der Sausenburger am “Oberen Tor“ und am “Alten Bau“ künden in der heutigen Burg noch von ihrem Wirken.

Als eigentliche “Geburtsstunde“ des Markgräflerlandes wird jedoch der 8. September 1444 betrachtet. Johann, der letzte Graf von Freiburg, schenkt mit der auf dieses Tag datierten Urkunde die Herrschaft Badenweiler seinen Neffen Rudolf IV und Hugo von Hachberg-Sausenberg. Nach dem früheren Zusammenschluss von Rötteln und Hachberg-Sausenberg ist nun mit Badenweiler das (fast mit dem heutigen identische) Gebiet zum Markgräflerland vereint. Wenig später nur, 1503,kommt es durch Erbvertrag an das Haus Baden-Durlach.

In der Folgezeit stehen große Veränderungen an. Die Markgrafschaft Baden-Durlach tritt der zuerst 1529 in Basel erfolgreichen Reformation bei.Dies hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf das politische und kulturelle Leben und liefert zugleich eindrucksvolle Beispiele für den badischen Liberalismus, der schon in jener Zeit als überaus fortschrittlich bezeichnet werden kann. Geradezu revolutionär und für die Verfassungsgeschichte Deutschlands von immenser Bedeutung ist die schon im 15. und 16. Jahrhundert bestehende Einrichtung der sogenannten “Landschaft“, einer nach Art der Schweizer Landsgemeinde organisierter Volksvertretung. Das Markgräflerland ist in vier Gebiete eingeteilt, die jeweils eine bestimmte Anzahl von Vertretern in die “Landschaft“ entsendet. Unter freiem Himmel wird nach der Einberufung durch den Markgrafen an der Gesetzgebung und der Regierung mitgewirkt. Im Kriegsfall übernimmt die “Landstände“ sogar die Führung. Leider schwindet ihr Einfluss im zunehmenden Absolutismus, dennoch verdient diese richtungsweisende und ihrer Zeit weit vorauseilende Einrichtung unbedingt Erwähnung.

Durch die neuen Machtverhältnisse geht die Bedeutung Röttelns stetig zurück, zumal die Markgrafschaft neben Durlach weitere Verwaltungssitze auf der Hochburg und in Sulzburg hat. Als Residenz wird Rötteln letztmals von 1590 – 1595 genannt. Die Zerstörung der Burg erfolgt während der französischen Besatzung in der Nacht vom 29. auf den 30.Juni 1678 durch ein wahrscheinlich vorsätzlich gelegtes Feuer. Damit endet die Geschichte der Burg Rötteln als Herren- und Verwaltungssitz. Lörrach, 1682 zur Stadt erhoben, übernimmt fürderhin die Aufgaben des Verwaltungszentrums für die obere Markgrafschaft und muss mit ansehen, wie 1689 auch die Überreste ihres Wahrzeichens nach und nach abgetragen und zu einem großen Teil für den Haus- und Straßenbau verwendet werden.

Durch den Einsatz und großen Fleiß des Röttelnbundes mit seinen vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern sowie zahlreichen öffentlichen und privaten Förderern ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, die Burg zu retten und als bedeutendes Denkmal des Markgräflerlandes zu erhalten.

Im Zuge der napoleonischen Kriege kann die Markgrafschaft ihr Territorium erweitern und arrondieren. Im Markgräflerland fallen die ehedem vorderösterreichischen Exklaven wie Bellingen, Rheinweiler, Huttingen, Istein und Schliengen an die Markgrafschaft, 1805 kommt sogar der Breisgau noch hinzu. Mit der Gründung des Rheinbundes 1806 wird das Markgräflerland ein Teil des neuen “Großherzogtums Baden“ und bleibt in dieser Form bis zum zweiten Weltkrieg bestehen.

  • Gemeindeverwaltung Binzen
  • Am Rathausplatz 6
  • 79589 Binzen
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