Impressionen aus Binzen

Markdorf-Unglück

Fast 1200 Jahre Kirchengemeinde von Binzen bedeuten auch die Summe aller Ereignisse und Schicksale, die sich hier vollzogen haben. Frohe und glückliche Stunden, aber auch Zeiten der Not und Trauer ließen seit jeher die Gläubigen aus Binzen und Rümmingen zu Gebet und Fürbitte, zur Einkehr und zum Lobe Gottes zusammenkommen. Neben den beiden Weltkriegen mit ihren schmerzlichen Verlusten, die vor keinem Haus halt machten, bracht die Tragödie von Kluftern-Markdorf im Jahre 1939 die dunkelsten Tage über die Bevölkerung Binzens und in der nahen Umgebung.

Für viele mag jener Kirchgang am zweiten Weihnachtstag das schwerste Stück Weg gewesen sein, das sie je zurücklegen mussten.

Markdorf_Unglueck

Zu Beginn des Polenfeldzuges im September 1939 waren Frauen und Kinder aus dem Markgräflerland evakuiert worden, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Franzosen die Invasion im Osten ihrerseits mit einem Angriff auf die deutsche Westflanke beantworten würden. Nachdem diese Gefahr gebannt schien, traten am 22. Dezember die Frauen und Kinder von ihrem Evakuierungsort Riezlern im Kleinen Walsertal mit einem Sonderzug die Heimfahrt an, um nach Wochen der Trennung das Weihnachtsfest wieder zu Hause zu verbringen.

Der mit glücklichen, sich auf das Wiedersehen freuenden Menschen vollbesetzte Zug stieß in dichtem Nebel und bei Nacht mit einem Güterzug zusammen, den man im Bahnhof Markdorf hätte aufhalten sollen. Die Bilanz des Unglücks war schrecklich, die Trauer im Dorf unermesslich.

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42 geschmückte Särge standen am zweiten Weihnachtstag 1939 in der Laurentiuskirche, mit den sterblichen Überresten jener Männer, Frauen und Kinder, die sich so nahe der Heimat glaubten und sie doch nie mehr sehen sollten. Kirche und Vorplatz vermochten die Trauernden nicht zu fassen, die ihren Angehörigen, Bekannten und Mitbürgern das letzte Geleit zum nahegelegenen Friedhof gaben.

  • Gemeindeverwaltung Binzen
  • Am Rathausplatz 6
  • 79589 Binzen
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